Mittelalterliches Stein am Rhein
Bald nach der Insel Werd, wo Otmar, der erste Abt von St. Gallen, in der Verbannung starb, lässt der Rhein endgültig den Bodensee hinter sich. Am Nordufer liegt Stein am Rhein, eine der besterhaltenen mittelalterlichen Kleinstädte der Schweiz. Eine malerische Stadt wie aus dem Bilderbuch, die allerdings in der Saison von Touristen überflutet wird. Dann empfiehlt sich der Aufstieg (auch mit dem Auto möglich) auf die zweihundert Meter höher gelegene Burg Hohenklingen, einst als mittelalterliche Festung zum Schutz der Stadt an strategisch günstiger Stelle erbaut. Fast nichts ist hier von der regen Geschäftigkeit unten zu hören.
Geschäftig ging es in Stein am Rhein schon früher zu, denn hier wurden die Waren zum Weitertransport nach Schaffhausen auf kleinere Schiffe umgeladen. Das führte zu Wohlstand, wie die stattlichen Bürgerhäuser im authentischen, malerisch engen Altstadtkern zeigen. Was soll man mehr bewundern: die kunstvollen Fachwerkaufbauten, die bemalten Fassaden, die auskragenden Erker und steilen Treppengiebel der Bürgerhäuser oder das Rathaus von 1542 mit seinem malerischen Fachwerk und den üppigen Fresken?
Eine Klostergründung stand am Anfang der Stadt am rechten Rheinufer, denn das römische Kastell am anderen Ufer war längst verfallen. Unten an der Brücke liegt das ehemalige Benediktinerkloster St. Georgen, das König Heinrich II. um das Jahr 1000 vom Hohentwiel (Singen) hierher verlegte, um die Gegend zu erschließen. Rasch wurde das Fischer- und Bauerndorf zu einem bedeutenden Warenumschlag-, Stapel- und Handelsplatz. Das vorbildlich restaurierte Ensemble, eine der besterhaltenen Klosteranlagen im deutschen Sprachraum, lohnt unbedingt einen ausführlichen Besuch. Die Gebäude um den spätgotischen Kreuzgang – Kirche, Klausurtrakt, Kapitelsaal, Sommer- und Winterrefektorium, Dormitorium und Prälatur – stammen hauptsächlich aus dem 13. bis 15. Jahrhundert und bilden eine einmalige Einheit. Die überwältigende Innenausstattung reicht von der Gotik bis in die Spätrenaissance (u.a. Wandgemälde von Ambrosius Holbein).
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An vielen bemalten Bürgerhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert vorbei kommt man über den Rathausplatz zum Wohnmuseum Lindwurm mit der Rekonstruktion einer gutbürgerlichen Wohnung aus dem 19. Jahrhundert. Das Untertor im Westen wurde im Zweiten Weltkrieg von dem Amerikanern versehentlich zerstört, aber mustergültig wieder aufgebaut. Je nach Tageszeit kann man durch die Stadt oder an der Schiffslände entlang zur Brücke spazieren. (hv)