Radtour zum Wasserschloss Hagenwil
Romanshorn (9000 Einw.) war über 1000 Jahre lang nur ein kleines Fischerdorf – bis es Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Eisenbahn und den Schiffsverkehr über den See zu einem der Verkehrsknotenpunkte der Ostschweiz wurde. Auf der Fähre nach Friedrichshafen wurden bis 1976 sogar Eisenbahnwaggons befördert, und die großen Lagerhäuser zeugen noch vom früheren Güterverkehr. Die von weitem sichtbare Kirche St. Johann Baptist auf dem Hügel oberhalb des Hafens ist zwar „nur“ neoromanisch, aber in ihrer Art sehr stilrein. Zwischen ihr und dem Ufer steht die kleinere Alte Kirche, die eine schlichte mittelalterliche Atmosphäre ausstrahlt.
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Vom Bahnhof fahren wir den guten Schweizer Schildern folgend an den Bahngleisen entlang durch den Vorort Salmsach. Wir orientieren uns an den Schildern Richtung Amriswil, auf den ersten drei Kilometern bis Hungerbüel sind wir zugleich auch auf dem nationalen Radwanderweg Nr. 5, der „Mittelland-Route“, die von Romanshorn bis Lausanne führt.
Der Weiler Hungerbüel steht mit seinem Namen in einem seltsamen Kontrast zu der fruchtbaren, landwirtschaftlich intensiv genutzten Gegend. Durch die großen Streuobstwiesen, deren Äpfel seit Jahrhunderten zu Most verarbeitet werden, hat sich der Kanton den Spitznamen „Mostindien“ erworben, aber wie auch auf der gegenüberliegenden deutschen Seite wurden viele von ihnen in Apfelplantagen umgewandelt, in denen kleine Apfelbäumchen eingezäunt in Reih und Glied stehen. Durch die kleinen Dörfer mit den gut erhaltenen Fachwerkhäusern macht dieser „Obstgarten“ einen ganz anderen Eindruck als das oberschwäbische Hügelland.
Auf einer kleinen Straße an der Bahnlinie entlang erreichen wir Amriswil (450 m), die größte Gemeinde des Oberthurgaus.
Amriswil (9500 Einw.) ist das landwirtschaftliche Zentrum des Oberthurgaus mit Viehmarkt und Obstbörse, was von einer Bronzeskulptur eines Bullen neben dem Rathaus schön symbolisiert wird. Außer den schönen Riegelhäusern in dem weitläufigen Ort besitzt Amriswil mit der katholischen Kirche (1939) eine der ersten modernen Kirchen der Ostschweiz.
Wir verlassen Amriswil nach Südosten, fahren über einen kleinen Buckel und überqueren bei der Käserei Hagenwil, wo wir wieder auf die „Mittelland-Route“ treffen, die Straße nach St. Gallen. Die Kirche von Hagenwil (485 m) mit ihrem spitzen Turm weist uns den Weg zum Schloss, das wir rechts in einer kleinen Senke sehen.
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Das Wasserschloss Hagenwil ist eine der wenigen erhaltenen echten Wasserburgen der Schweiz, mit einer noch voll funktionsfähigen Zugbrücke von 1741 über den Wassergraben. Darin spiegeln sich die Bruchsteinmauern und Wasservögel ziehen ihre Bahnen. Die Burg wurde im 13. Jahrhundert zur Sicherung der Alten St. Galler Straße erbaut. Im oberen Teil ist ein Restaurant, das schon wegen seiner historischen Atmosphäre, der Burgkapelle (15. Jh.) und dem Rittersaal einen Besuch lohnt.
Über das Dorf Muolen (Kanton St. Gallen), wo wir etwa einen Kilometer lang die viel befahrene Straße nach St. Gallen benutzen müssen, fahren wir weiter nach Osten. Beim Gasthaus Hirschen biegen wir links ab in Richtung Bahnhof und folgen dem Wegweiser nach Arbon, durch die idyllische Landschaft mit Kuhweiden, Obstgärten und Erdbeerfeldern. Nach etwa zwei Kilometern kreuzen wir die Straße Romanshorn – St. Gallen. Ab dem Weiler Bumeshus (433 m) wird die Beschilderung noch besser, denn jetzt fahren wir auf den letzten fünf Kilometern bis Arbon auf der kantonalen „Seerücken-Route“, die von Arbon über den ganzen Seerücken bis Diessenhofen führt. Wir kreuzen die Straße nach Roggwil, überqueren den Autobahnzubringer und kommen in den Vorort Stachen. Von dort fahren wir geradewegs auf die Altstadt von Arbon zu.
Arbon (12 500 Einw.) ist eine der ältesten Städte der Region und war schon bei den Römern der Endpunkt einer Heerstraße, die bedeutendste Stadt am See („Arbor felix“) und ein wichtiger Hafen. Funde aus der Römerzeit und der noch älteren, in den letzten Jahren ausgegrabenen Siedlung in der Bleiche, aber auch die neuere Industrie-Geschichte (Lastwagenfabriken) findet man im Stadtmuseum im Schloss aus dem 13. Jahrhundert. Sehenswert ist neben der Kirche auch die alte Galluskapelle mit Fresken und einem angeblichen Fußabdruck des hl. Gallus. Der Turm am westlichen Rand der Altstadt ist ein ehemaliger Wasserturm aus den 20er Jahren, mit Café und Aussichtsbalkon.
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Ab Arbon folgen wir der nationalen Radroute Nr. 2 (Rhein-Route), zuerst durch ein Wohn- und Industriegebiet. Den See erreichen wir wieder beim Strandbad, einem noch sehr „jugendlich“ wirkenden Bau von 1933, der damals als eines der ersten modernen Bäder gebaut wurde, also ohne die Trennung in Männer- und Frauenbad. Zwischen Bahnlinie und See geht es jetzt an herrlichen Naturstränden entlang zurück in Richtung Romanshorn. Soweit der Schilfgürtel und die uralten Weiden mit ihren tief herabhängenden Ästen den Blick freigeben, sehen wir über den hier sehr breiten Bodensee hinweg nach Langenargen und Friedrichshafen. Bei Egnach können wir noch einen Abstecher zum Schlösschen Luxburg machen, müssen dann aber links abbiegen um jenseits der Bahnlinie nach Romanshorn zurückzufahren.