St. Gallen – Zentrum der Ostschweiz
St. Gallen, mit 70.000 Einwohnern die höchstgelegene größere Stadt Europas, ist das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Ostschweiz. Seit 1803 ist sie die Hauptstadt des gleichnamigen Kantons, der vom Bodensee bis zum Walensee reicht und sogar an den Zürichsee grenzt.
Auch von dort kommen Besucher in das Theater St. Gallen, das einzige Drei-Sparten-Haus der Region, ein Theater mit 200-jähriger Tradition in einem 1968 eröffneten Betonbau mit außergewöhnlich guter Akustik. Beispielen moderner Architektur begegnet man an verschiedenen Stellen dieser pulsierenden Stadt. Harmonisch, aber auch provozierend fügen sie sich in die vorhandene Bausubstanz. Das Krankenhaus, das Rathaus, die Universität sind Beispiele dafür.
Im Zentrum dagegen liegen enge, winkelige Gassen mit erkergeschmückten Fassaden, die von solide gewachsenem Wohlstand künden, neben Bauten aus der Gründerzeit, aus der auch einige Villen in den Vorstädten stammen. Das verleiht dieser Stadt ihre ungewöhnliche, ebenso heimelige wie weltoffene Atmosphäre. Ein Bummel durch die weitgehend verkehrsfreie Altstadt, durch die Gassen zwischen Marktplatz und Klosterviertel ist zu jeder Jahreszeit ein Genuss. Die holzgetäfelten, alten St. Galler „Erststockbeizen” bieten ein vielfältiges kulinarisches Spektrum zwischen Haute Cuisine und deftiger Spezialitätenküche.
Willkommen in der Region St. Gallen-Bodensee !
Treten Sie ein, erleben Sie die Stadt der Bücher und des Wissens und die liebliche Landschaft des »schwäbischen Meeres« aus der Ostschweizer Perspektive...
Nicht versäumen darf man den Stiftsbezirk (seit 1983 Weltkulturerbe der UNESCO) mit der barocken Stiftskirche, einem Glanzlicht der Barockstraße, und der weltberühmten Stiftsbibliothek. Der 1755 begonnene barocke Neubau der Stiftskirche von Peter Thumb und Johann Michael Beer ist einer der letzten monumentalen Sakralbauten des Spätbarock. Er beeindruckt zunächst durch seine gewaltigen Dimensionen: Das Innere ist knapp 100 m lang. Zur großartigen Raumwirkung mit der großen Rotunde als Zentralraum und den beiden nach Westen und Osten symmetrisch angeschlossenen Schiffen und Chören kommt die qualitätvolle malerische und plastische Ausstattung unter der Leitung von Christian Wenzinger, die zwischen Rokoko und Klassizismus steht. Außergewöhnlich ist auch das Doppel-Chorgestühl mit Reliefs aus dem Leben des heiligen Benedikt, eines der Hauptwerke von Joseph Anton Feuchtmayer. Das Benediktinerkloster wurde 1805 aufgehoben, die ehemaligen Klostergebäude dienen als Sitz der Kantonsregierung.
So reich wie der Klosterbezirk, so reich ist auch die Museumslandschaft St. Gallens. Nur ein kurzer Weg ist es vom Marktplatz, am Waaghaus vorbei zum Museumsviertel, zum Theater und zur Tonhalle.
Seit dem hohen Mittelalter blühte in der Klosterstadt das Weberhandwerk und schuf die Grundlage für den Reichtum. Als im 18. Jahrhundert die Baumwolle das Leinen verdrängte, kam man auf die Stickerei. Ein neuer Existenzzweig war gefunden, der den Namen St. Gallens in alle Welt hinaustrug und mit der Weltwirtschaftskrise 1929 ein jähes Ende fand. Wie ein Besuch im Textilmuseum (Vadianstrasse 2) zeigt, trug die feine Dame beim berühmten Pferderennen oder am Strand von Deauville natürlich St. Galler Spitzen. Neben herrlichen Beispielen von Spitzen, Geweben und Stickereien spannt das Museum den Rahmen von spätantiken Grabfunden über völkerkundliche Textilien bis zu zeitgenössischen textilen Kunstobjekten. Selbst ein später so bekannter Künstler wie Emil Nolde war an der Textilschule als Lehrer tätig.
St. Galler Geschäftsleute kamen in alle Welt und brachten interessante Erinnerungsstücke mit. Darauf basiert das heute mit dem Historischen Museum zusammengeschlossene Völkerkundemuseum, eine Einrichtung, die man in einer Stadt dieser Größe nicht vermuten möchte. Schwerpunkte sind u.a. der Totenkult im alten Ägypten, Masken und Skulpturen aus Afrika, kultische Objekte aus dem Pazifikraum, Indianer- und Inuitkulturen Nordamerikas. Nicht weniger interessant ist das Historische Museum zur Ur- und Frühgeschichte wie zur Stadtgeschichte und Volkskunst. Historische Zimmer vermitteln die Wohnkultur vom Mittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, sehr informativ ist auch der Themenbereich Stickereiindustrie. Das unmittelbar daneben liegende klassizistische Kunstmuseum wurde 1877 als historische Schatzkammer erbaut. Es enthält eine reiche Sammlung von Gemälden und Skulpturen vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart.
Das im gleichen Gebäude untergebrachte Naturmuseum legt den Schwerpunkt auf Vögel, Pflanzen und Insekten, zu den bekanntesten Objekten aber zählen das Nilkrokodil aus dem Jahr 1623 und ein nahezu vollständiges Skelett eines Anatosauriers.
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Wer sich die Zeit nehmen kann, sollte zuletzt auch dem Universitätsgelände auf dem Rosenberg einen Besuch abstatten (Dufourstrasse 50). Die St. Galler Uni ist nicht nur eine der führenden Wirtschaftsuniversitäten Europas, sie ist auch international bekannt durch ihre architektonische Einzigartigkeit. In dem Bau von 1963 (Architekt Walter M. Förderer) sind Werke von Jean Arp, Joan Miró, Georges Braque, Alicia Penalba und Antoni Tàpies integriert, im Bibliotheksgebäude von Bruno Gerosa (1989) findet man Werke von Enzo Cucchi, Martin Disler, Gerhard Richter, Josef Felix Müller und Luciano Fabro. (hv)